Beetlejuice - Kritik | Film 1988 | Moviebreak.de (2024)

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Der Moviebreak Horroctober: 08.10.2015 (Haunted House)

Slasher? Ach, die sind doch voll 07. Oktober! Wir gehen einen Schritt weiter und widmet uns in dieser Woche den paranormalen Phänomenen, die sich so im Haunted-House-Sektor erspähen lassen. Beginnen wir allerdings erst einmal mit einem anarchischen Augenzwinkern.

Es macht sich schon eine gewisse Wehmut breit, widmet man sich nach einiger Zeit mal wieder dem Frühschaffen des Tim Burton. Natürlich hat der einstig als „Paradiesvogel Hollywoods“ bekannte Filmemacher nicht jeden Funken seines außerordentlichen Talents eingebüßt, allerdings ließen „Alice im Wunderland“, „Dark Shadows“ und zuletzt „Big Eyes“doch viel von der verträumten Brillanz vermissen, die Tim Burton zum Lieblingsregisseur vieler, vieler Filmfreude gemacht hat. Da kommt ein Werk wie „Beetlejuice“ dieser Tage ganz recht, ist dieser doch in der Lage, den Zuschauer noch einmal rekapitulieren zu lassen, wie das Kino des Tim Burton vor bald 30 Jahren in seinem unverstellten Glanz noch zu erstrahlen wusste. Sicherlich könnte man den künstlerischen Elan auch darauf zurückführen, dass Burton hier noch am Anfang seiner Karriere stand, noch voll im Saft quasi und damit auch in der Verfassung, seinen liebevollen Gedankenspielen filmisch adäquat Ausdruck zu verleihen. In „Beetlejuice“ jedenfalls bricht er fortwährend Bahn, der morbide Anarchismus.

Tim Burton hat „Beetlejuice“ viel zu verdanken (und wir als Publikum, vice versa, natürlich auch „Beetlejuice“), konnte er sich nach den beiden Kurzfilmen „Frankenweenie“ und „Vincent“, sowie dem heute gerne mal in Vergessenheit geratenen Pee-Wee-Herman-Klamauk „Pee-Wee's irre Abenteuer“,doch durch seine ungemein phantasievolle Fabulierlust für die Verfilmungen von „Batman“ und „Batmans Rückkehr“ empfehlen. Was man „Beetlejuice“ eben bereits in den ersten Minuten anmerkt, ist, welch rigoroses Genie Tim Burton dahingehend besitzt, den Zuschauer geradewegs in seine verheißungsvolle Welt zu ziehen, einfach weil sie so plastisch wirkt, weil die Tore zu ihr so einladend geöffnet scheinen, immer von einem magischen Schleier ummantelt, egal, wie düster die Aussicht manchmal auch erscheinen mag. In „Beetlejuice“ veräußert sich dieser Umstand durch eine schwebende Kamerafahrt über die fiktive (aber natürlich herrlich idyllische) Kleinstand Winter River, untermalt von Danny Elfmans sich herrlich aufplusternden Bläsern und Streichern. Die Allianz von Bild und Ton scheint den Zuschauer augenblicklich in die richtige Stimmung zu grooven.

Da ist es dann auch umso amüsanter, wenn einem schließlich gewahr wird, dass es sich die ganze Zeit „nur“ um den Miniaturmodellbau von Adam (Alec Baldwin, „Departed – Unter Feinden“) gehandelt hat, der für den Film im folgenden Verlauf selbstverständlich noch eine nicht unwesentliche Rolle einnimmt. Adam und seine Gattin Barbara (Geena Davis, „Die Fliege“) sind frisch im Provinznest angekommen, der Großstadtlärm kann ihnen gestohlen bleiben, doch blöderweise währt die Freude ob des gemütlichen neuen Heims nicht lange, denn bei einem Unfall kommt das sich wie frisch verliebt präsentierendeEhepaar ums Leben. Schon an diesem Standpunkt bahnt sich der Bruch von starren Hollywood-Konventionen an: Nicht nur lässt „Beetlejuice“ seine namhaften (und wirklich liebenswerten) Hauptdarsteller in den ersten 5 Minuten hopsgehen. Sie dürfen auch als Geister wiederkehren und somit, nicht wie es uns Unmengen von Haunted-House-Horrorfilmen über Dekaden zuvor weismachen wollen, als gespenstische Materialisation ihrer selbst weiterhin in der Rolle der Protagonisten fungieren.

Ja, motivisch lässt sich dort viel von dem erkennen, was Tim Burton in seinem Output immer wieder thematisierte: Die entrückte Andersartigkeit, der man sich annehmen sollte, anstatt sich vor ihr zuverschließen, schließlich ignorieren die Menschen viel zu gerne das Seltsame und Ungewöhnliche, anstatt sich mit diesem ein Stück auseinanderzusetzen und es als wichtigen Teil unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens zu akzeptieren. Abstoßend ist hier vielmehr dieKunstbegeisterteDelia (Catherine O'Hara, „Kevin – allein zu Haus“), die zusammen mit ihrem MannCharles Deetz (Jeffrey Jones, „Ferris macht blau“),sowie ihrem permanent in Gruftigaderobe gehüllten Töchterlein Lydia (Winona Ryder, „Reality Bites – Voll das Leben“) bald auf der Bildfläche erscheint. Während die forsche Zimtzicke Delia Adams und Barbaras Haus auf dem Hügel gnadenlos auf den Kopf stellen möchte, ist Lydia durch ihre Offenheit dem Andersartigen gegenüber in der Lage, Kontakt mit den verstorbenen Vorbesitzern aufzunehmen. Das Ableben muss nicht das Ende bedeuten, allerdings macht es das Leben auch nicht einfacher, sich in den Tod zu flüchten.

So richtig dreht „Beeltejuice“ erst am Rad, wenn der ikonische (und titelgebende) Bio-Exorzist auftritt: Dreimal muss sein Name ausgesprochenwerden und wir dürfen als Zuschauer Zeuge eines wie von der Tarantel gestochenen Michael Keaton („Birdman (oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit“) werden, der sich in der Rolle des Beetlejuice mit einer ungezügelten Spiellaune bereits tief in das Kultpersonal des Tim-Burton-Œuvre gefräst hat. Beetlejuice ist ein reinrassiges Comic Relief, was die knalligen Soundeffekte immer wieder quittieren, indes aber genauso unweigerlicher Antiheld des Films, weil auch er sich inbrünstig gegen Regeln und Etikette widersetzt – vollkommen belanglos ob im Diesseits oder Jenseits. Wenn sich zudem noch der Einfallsreichtum der Inszenierung entlädt und wir nicht nur in eine surreale Wüstenlandschaft mit „Dune“-Riesenwürmern geworfen werden, sondern das Wartezimmer des Todes als eine in Giftgrün verstrahlte Verwaltungshölle erleben, kennt die schwungvoll-herzliche Symbiose aus referenziellem Grusel-Flair und albernem Slapstick keine Grenzen mehr.

Fazit

Hier wurde die Rampe errichtet, die Tim Burton anschließend fachgemäß nutzte, um mehrmals Filmgeschichte zu schreiben. „Beetlejuice“ ist wirklich bezauberndes, kreatives und morbides Burton-Kino pur – Also reich an Phantasie und Herzlichkeit. Typische Burton-Motive werden genutzt, um ein Panoptikum des schaurig-albernen Irrsinns aufzubrauchen, welches natürlich in erster Linie von seinem visuellen, mit Referenzen gespickten Einfällen zehrt, während Michael Keaton als anarchisch-bekloppter Lottergeist mit pelzigem Schimmelkranz um die Visage Kult wurde. Toller Film, nicht zuletzt wegen seiner Botschaft, den Tod als zweite Chance zu akzeptieren.

Kritik: Pascal Reis

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